Kurmärkische Standortkameradschaft Storkow e.V.
Kurmärkische Standortkameradschaft Storkow e.V.

Geschichte der Pionierbrigade 80 "Kurmark" -

Ausschnitt aus der Chronik aus einem Artikel von Herrn Oberst a.D. Ernst Georg Krohm fürdie Website des Bundes Deutscher Pioniere e.V.

 

Geschichte der Pionierbrigade 80

 

Das Wappen der Pionierbrigade 80 zeigt den roten Brandenburger Adler sowie die Pionierbrücke als Symbol der Pioniertruppe des deutschen Heeres. Die Brücke selbst ist weiß auf schwarzem Grund gehalten und deutet auch damit auf die Waffenfarbe unserer Truppengattung hin. Es sei nebenbei angemerkt, dass Schwarz-Weiß auch die Farben Preußens waren.
Der Ehrenname der Brigade “Kurmark” ist, ebenso wie der Brandenburger Adler im Wappen, eine Hommage an den Standort des Großverbandes und seiner unterstellten Verbände. „Kurmark“ ist die historische Bezeichnung für die Kerngebiete des ehemaligen Kurfürstentums Brandenburg und späteren Preußens, die den Kurfürsten seit Erlass der „Goldenen Bulle“ 1356, dem „Grundgesetz“ des Reiches, über Jahrhunderte das Recht gaben, den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation mitzuwählen.
Am 03. Oktober 1990, auf Grund besonderer Verhältnisse in Storkow am 04. Oktober, wurde das dort stationierte Pionierregiment 2 und weitere Pioniertruppenteile in Storkow in einem Appell unter das Kommando der Bundeswehr gestellt.
Die Geschichte der Pionierbrigade 80 Kurmark beginnt am 19. April 1991. In einem feierlichen Auflösungsappell des Pionierregiments 2 und Aufstellungsappell der Pionierbrigade 80, in Anwesenheit eines Parlamentarischen Staatssekretär im BMVg, wurde durch den Befehlshaber im damaligen Wehrbereich VIII und Kommandeur der 14. Panzergrenadierdivision, Generalmajor Ruprecht Haasler, dem Kommandeur der Pionierbrigade 80 der Auftrag erteilt, Pionierregiment 2 und 28 weitere Pioniertruppenteile und -dienststellen der Nationalen Volksarmee aufzulösen und die Pionierbrigade 80 aufzustellen.
Im Mittelpunkt stand in den ersten Monaten, vielen Zeit- und Berufssoldaten der ehemaligen Nationalen Volksarmee Wege aufzuzeigen, um entweder die Übernahme in die Bundeswehr anzustreben oder einen geordneten Weg in das Zivilleben zu gehen. Darüber hinaus ging es darum, Tausende von Wehrpflichtigen diszipliniert in das Zivilleben zu führen. Nicht immer konnten faire Lösungen gefunden werden.
Parallel dazu wurden Waffen, Kampfmittel, Gefechtsfahrzeuge, Pioniermaschinen und vieles mehr aus dem Bestand der Nationalen Volksarmee gesammelt und geordnet an die Material-Depot-Service-Gesellschaft übergeben.
Im Übrigen waren die ersten Jahre insgesamt aufregende Zeiten. Einige „Schlüsselereignisse“ mögen das deutlich machen:
– In Begleitung eines Filmteams brachen Männer in Munitionsbunker auf dem Standortübungsplatz ein, um zu beweisen, dass Soldaten der Bundeswehr nicht in der Lage wären, die Sicherheit zu garantieren. Sie wurden durch den Offizier vom Dienst gestellt und der Polizei übergeben.
– Großstädtische Hooligans demolierten den russischen Soldatenfriedhof in Storkow, brachen die Sowjetsterne von den Grabstelen, zogen vor das Asylantenheim und warfen sie den Asylanten durch die geschlossenen Fenster. Storkower Pioniere restaurierten den Friedhof, einschließlich der Produktion neuer Sowjetsterne. Als Ergebnis erschien am Volkstrauertag eine Delegation der russischen Truppen in Deutschland in der Storkower Kurmark-Kaserne und legte zu Ehren der gefallenen deutschen Soldaten einen Kranz nieder. Als Posten standen rechts des Ehrenmals ein russischer und links ein deutscher Soldat.

– Die Pionierbrigade 80 war zeitweise Besitzer einer Rakete der NVA, einschließlich eines Übungsgefechtskopfes. Sie war aus den Beständen einer NVA-Raketenbrigade an einen Westberliner Waffennarren verkauft und von diesem in einem in der Nähe liegenden Dorf in einer Scheune eingelagert worden. Das Bundeswehr-Beschaffungsamt war dankbar, dieses moderne Raketensystem zu erhalten und bewerten zu können.

– Die Garnison Storkow war Zielpunkt zahlreicher hochrangiger Besucher. Bundespräsident, Bundeskanzler, der Verteidigungsminister, das Military Committee der NATO, sowie der General der Pioniere mit dem Kommandeur der Pionierschule der Vereinigten Staaten von Amerika und viele andere konnten sich vom jeweils erreichten Stand der Auftragserfüllung der Pionierverbände in Übungen und Lehrvorführungen überzeugen.

– Die Pionierbrigade 80 schloss 1993 mit der polnischen Pionierbrigade 4 im ehemaligen Landsberg und nach deren Auflösung 1997 mit der Pionierbrigade 5 in Stettin Patenschaften. Den Höhepunkt dieser Kooperation mit der Pioniertruppe der polnischen Armee bildete ein gemeinsamer Brückenschlag über die Oder 1996. Nach Brückenschluss reichten sich der polnische und der deutsche Verteidigungsminister, damals Volker Rühe, mitten auf dem Fluss die Hände. Er bewies nicht nur die Kompatibilität der Faltschwimmbrücke mit dem PMP-Brückengerät der polnischen Pioniertruppe.

– Am 17. September 1993 wurde der Brigade durch den Generalinspekteur der Bundeswehr der Ehrenname „Kurmark“ verliehen. Die Kaserne erhielt den Namen „Kurmark-Kaserne“.

– Am 15. August 1998 enthüllte der Vorsitzende des Bundes Deutscher Pioniere im Oderbruch ein durch die Brigade erstelltes Denkmal als Dank für den Pioniereinsatz beim Oderhochwasser 1996.

– Der letzte Höhepunkt dieser verrückten, aber auch beglückenden ersten Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung bestand darin, dass Pioniere der Brigade mit ihren technischen Geräten 1993 die letzten Container des letzten Deutschland verlassenden russischen Großverbandes, der Berlin-Brigade, in Berlin-Karlshorst verladen mussten, damit die russische Armee den vertraglich festgelegten Zeitpunkt des Verlassens Deutschlands einhalten konnte. Die verfügbaren russischen Kräne waren ausnahmslos ausgefallen.

– In den 90er Jahren bestand die Brigade Kurmark aus folgenden aktiven Verbänden und Einheiten:

  • PiBtl 801, ab 01. Januar 2003 PzPiBtl 801 in STORKOW
  • sPiBtl 803 in HAVELBERG
  • ABCAbwBtl 805 in PRENZLAU
  • SpezPiKp (Ppl) 800 in PRENZLAU (ab 01.04.2000 Feldlagerbetriebskompanie)
  • Pionierstützpunkt Tarnen und Täuschen
  • StOSanZentrum in HAVELBERG

Sowie den Geräteeinheiten

  •  
    • PiBtl 802
    • PiBrBtl 670
    • SpezPiKp (Ppl) 801
    • FErs Kp 80

Nachdem die 1990er Jahre von umfangreichen Einsätzen im In- und Ausland geprägt waren, fiel zu Beginn des neuen Jahrtausends die Entscheidung, die Pionierbrigaden aufzulösen und die Pionierbataillone direkt den Großverbänden des Heeres zu unterstellen. Die traurige Aufgabe der Auflösung fiel Oberst Schwerdtfeger zu, der die Brigade seit 1998 führte.

Alle Truppenteile wurden direkt der 14. PzGrenDiv unterstellt. Der Auflösungsappell fand am 27. März 2003 im Beisein des damaligen Kommandeurs der Division, Generalmajor Christian Trull, statt. Sowohl der Brigade- als auch der Divisionskommandeur betonten in ihren Reden die herausragenden Leistungen der Pionierbrigade 80 Kurmark in den umfangreichen Auslands- und Hilfseinsätzen im Inland sowie auch vor allem bei der Übernahme und Auflösung der Verbände der ehemaligen NVA. Beide drückten ihr Bedauern angesichts des Verlustes dieses starken Großverbandes für die Panzergrenadierdivision aus. Auch zum Zeitpunkt des Appells befanden sich Angehörige der unterstellten Einheiten und Verbände im Einsatz auf dem Balkan, in Afghanistan und in Kuwait.

Mit der Auflösung des PzPiBtl 801 im Jahr 2006 endete dann auch die Geschichte des märkischen Städtchens STORKOW als Pionierstandort.

Um die Erinnerung an diesen traditionsreichen Standort der deutschen Pioniertruppe aufrecht zu erhalten, wurde 2006 durch die Initiative der „Kurmärkischen Pionierkameradschaft Storkow e.V.“ unter Leitung des ersten Brigadekommandeurs, Oberst a.D. Ernst-Georg Krohm, auf dem Gelände der Kaserne ein kleines Museum geschaffen. In dieser Militärgeschichtlichen Lehrsammlung werden die Leistungen von 10 000den junger Menschen, die in der Garnison Storkow über 50 Jahre ihre Pflicht als Soldaten taten, gezeigt. Daneben ist in der Kaserne ein riesiger Findling mit der stilisierten Pionierbrücke, das 1992 vom Schöneberger Rathaus hierher verlegte Ehrenmal der Eisenbahnpioniere und der Kasernenname „Kurmark“ geblieben, die an die Leistungen deutscher Pioniere erinnern. Die Stadt Storkow ehrte die Verdienste ihrer Pioniere auf besondere Art in Anwesenheit des Generals der Pioniere. Ein Platz vor der Kaserne erhielt in einer Feierstunde den Namen „Platz der Pioniertruppen”.

Die Pionier- und ABC-Abwehrtruppenteile erlebten unterschiedliche Schicksale:

  •  
    • PiBtl 801: Umgliederung in PzPiBtl, Unterstellung PzGrenBrig 41, zum 31.12.2006 aufgelöst
    • sPiBtl 803: Umgliederung in PzPiBtl, Unterstellung PzGrenBrig 1
    • ABCAbwBtl 805: aufgelöst
    • SpezPiKp (Ppl) 800: Umgliederung in eine Feldlagerbetriebskompanie bereits zum 01.April 2000, aufgelöst 31.03.2005
    • PiBtl 802 (GerEinh): Unterstellung PzGrenBrig 40, 2008 aufgelöst
    • PiBrBtl 670 (GerEinh): 2008 aufgelöst.

Ernst-Georg Krohm

 

Aktuelles

Homepage online

Auf unseren neuen Internetseiten stelle wir uns und unsere Vereinsaktivitäten vor.