Kurmärkische Standortkameradschaft Storkow e.V.
Kurmärkische Standortkameradschaft Storkow e.V.

Ansprache des Vorsitzenden anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Kurmärkischen Pionierkameradschaft Storkow e.V.


Meine sehr geehrten Damen und Herren,Liebe Kameraden!
Vor 20 Jahren und 18 Tagen, nämlich am 10. Oktober 1991, gründete sich in Anwesenheit des damaligen Vorsitzenden des Waffenringes Deutscher Pioniere, im Restaurant „Haus Seeburg“ unsere Pionierkameradschaft Kurmark. Dieses Jubiläum sollte Anlaß sein, Rückschau zu halten und uns zu erinnern, welche Motive uns damals zu dieser Gründung bewegten. Das tue ich trotz oft gehörter Vorwürfe des „Rückwärtsgewandtseins“; denn Erinnerung halte ich für lebenswichtig. Nur wer seine Motive und Leistungen in der Vergangenheit kennt und bejaht, kann daraus die Kraft für das Heute und Morgen schöpfen. Das gilt besonders für diese Zeit kurz nach der Wiedervereinigung, in der zwei Gesellschaften, die über 40 Jahre ideologisch und politisch diametral unterschiedlich geprägt waren, unvorbereitet aufeinander stießen. Das galt besonders für unseren Stand als Soldaten. In beiden Gesellschaftssystemen hatten wir unsere Pflicht zu tun und uns darauf einzustellen, den deutschen Soldaten auf der jeweils anderen Seite der Innerdeutschen Grenze als Gegner zu betrachten. Auf beiden Seiten waren wir überzeugt, dem moralisch höherwertigeren System und auch in der besseren Armee zu dienen. Seien wir glücklich, dass wir nie die Probe aufs Exempel machen mussten und heute in dieser Form Rückschau halten können.

Bevor ich Eindrücke und Erfahrungen aus dieser Zeit schildere, möchte ich einige Gäste aus unserem Kreis besonders begrüßen.Ich begrüße herzlich unsere Bürgermeisterin, Frau Christina Gericke. Dieser Tag ist auch Anlaß, dir für Deine Aufgeschlossenheit und Unterstützung nicht nur der Kurmärkischen Pionierkameradschaft , sondern allen Soldaten der Pionier- und Fernmeldetruppe in Storkow gegenüber von Herzen zu danken. Nicht zuletzt Dir verdanken wir es, dass nach 50 Jahren Pioniergarnison als Dank und Anerkennung ein Platz in Storkow zum „Platz der Pioniertruppen“ getauft wurde. Der Fernmeldetruppe sei zum Trost gesagt, dass nach der gestrigen Entscheidung des Bundesverteidigungsministers bis zur Benennung eines weiteren Platzes nach einer Truppengattung noch hoffentlich eine lange Zeit vergehen kann.

Herzlich willkommen auch Sie, lieber Kamerad Steiger. Oberst Steiger führte als letzter NVA-Kommandeur das Pionierregiment 2 in Storkow und war in den ersten Jahren nach Auflösung des Regiments Mitglied in der Kurmärkischen Pionierkameradschaft. Sie werden überrascht sein, wofür ich Ihnen zu danken habe. Sie verschafften mir eins der ersten Schlüsselerlebnisse, welches mir half, mich in die seelische Befindlichkeit von NVA-Soldaten in verantwortlicher Position zu versetzen, die ein Leben lang geglaubt hatten, nach bestem Wissen und Gewissen ihrem Staat gedient zu haben und jetzt vor dem beruflichen Nichts standen. Erinnern Sie sich noch, wie wir einige Tage nach Auflösung des Regiments und Etablierung der Pionierbrigade 80 uns im Keller der Stabskompanie des Pionierbataillons trafen und Sie dort Container mit Münzen der DDR-Währung füllten. Dieses Erlebnis war prägend für mich und half mir wesentlich, Haltung und Denken vieler Soldaten zu verstehen. Ich kann nur sagen „danke“, Ihnen und natürlich auch dem Zufall.

Lieber Kamerad Engelke, auch Ihnen ein herzliches Willkommen. Oberstleutnant Engelke ist derjenige unserer Gäste, der die weiteste Anreise zu unserem Jubiläum auf sich genommen hat. In Homberg im Hessischen ist er zu Hause. Auch das, lieber Herr Engelke, ist ein Zeichen dafür, mit welcher Treue Sie sich immer als Reserveoffizier der Pionierbrigade und auch unserer Pionierkameradschaft zur Verfügung gestellt haben.  

Doch jetzt zu den Anfängen:1991 waren in Storkow Kaserne und das Wohnviertel zahlreicher Soldatenfamilien nur durch eine Straße getrennt. Deswegen wurde es bald deutlich, dass in den privaten Bereichen erhebliche Spannungen herrschten. Das ging bis zu handgreiflichen Auseinandersetzungen der Kinder beim Spielen auf der Straße. Es gab mehrere Grundhaltungen unter den Soldaten:Für eine Minderheit waren die wenigen Soldaten der Bundeswehr, die die Führung in der Brigade übernommen hatten, schlicht Konterrevolutionäre, die geholfen hatten, den sozialistischen Staat DDR zu zerstören.Viele lehnten es ab, als Soldat in die Bundeswehr einzutreten. Sie hielten es für ehrenrührig, die Fahne zu wechseln, nachdem sie ein Leben lang aus Überzeugung der sozialistischen DDR gedient hatten, waren aber grundsätzlich daran interessiert, wie es denn „die anderen“ machten.Manche liebten ihren Beruf so und fühlten auch eine soziale Verantwortung gegenüber ihren Familien, dass sie einen Antrag auf Übernahme in die Bundeswehr stellten. Manche davon wurden übernommen,andere jedoch aus ideologischen oder Leistungsgründen abgelehnt.
Das waren die Gruppen, die es zusammenzuführen galt.Deswegen informierte die Pionierbrigade 80 die Soldatenhaushalte am 16. Juli und 12. September 1991 in Postwurfsendungen von der Absicht, eine Pionierkameradschaft zu gründen. Ziel sollte es sein, uns auf gleicher Augenhöhe im kameradschaftlichen Zusammensein uns unsere Geschichten zu erzählen. Diese Kenntnis voneinander sollte die Voraussetzung sein, zu verstehen, warum wir in unserem Denken und Handeln in unseren unterschiedlichen Gesellschaftssystemen derartig unterschiedlich gewachsen waren. 64 Kameraden stellten sich dieser Aufgabe.

Am 10. Oktober 1991 wurde die Kurmärkische Pionierkameradschaft Storkow e.V. gegründet. Sie trat unter der Mitgliedsnummer 100 dem weitgehend westdeutsch geprägten Bund Deutscher Pioniere bei. 

Hier einige Worte zur Erklärung der Wahl des Beinamens „Kurmark“. Er wurde bewusst gewählt und ist einst mit der „Goldenen Bulle“ des Deutschen Kaisers, Karl IV., einer Art Grundgesetz des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, geprägt worden und galt durch die Jahrhunderte. „Kur“ stand für küren und legte das Recht der brandenburgischen Kurfürsten fest, den Deutschen Kaiser zu wählen. Wir wollten mit der Wahl dieses Beinamens ausdrücken, dass auch heute Brandenburger in Entscheidungsprozessen mitbestimmen wollen und nicht Objekte von Fremdinteressen sind. „Mark“ stand in unserer Sprache für Schutz, Grenzschutz. Durch diesen Wortteil sollte der Wahlspruch der Pioniere „schützen, retten, helfen“ verdeutlicht werden. 

Die Aktivitäten der Kameradschaft waren vielfältig.Wir waren Gastgeber für die Vertreter der Pionierkameradschaften im Bund Deutscher Pioniere, nahmen als Zuschauer an Gefechtsübungen der Storkower Pioniere teil, die sogar einmal in Anwesenheit des Bundeskanzlers Dr. Kohl durchgeführt wurden, besuchten das Preußenmuseum in Großbeeren, das der Luftwaffe in Berlin-Gatow und selbst das Nato-Hauptquartier in Mons an der französisch/belgischen Grenze. Am Volkstrauertag beteiligte sich unsere Kameradschaft durch Kranzniederlegungen und Ansprachen zu Ehren aller Soldaten, die für ihr jeweiliges Vaterland gefallen waren. Im Mittelpunkt standen und stehen jedoch immer die monatlichen Kameradschaftstreffen in der Kurmark-Kaserne. 

Mit der Auflösung des letzten Pionierverbandes , des PzPiBtl 801, 2006 erwuchs eine weitere Aufgabe. Es galt 50 Jahre Pioniertradition im Standort Storkow wach zu halten. Hier muß ausdrücklich Dank den jeweiligen Standortältesten und Kasernenkommandanten gesagt werden, die der Kameradschaft bis heute und hoffentlich noch weit in die Zukunft hinein Gastfreundschaft in großem  Maße gewähren. Das führte zum Aufbau einer Militärhistorischen Sammlung, die mit Genehmigung des Kommandeurs der 14. Panzergrenadierdivision in der Kurmark-Kaserne geschaffen wurde. Sie war Anziehungspunkt für zahlreiche Gäste, unter Ihnen der Innenminister des Landes Brandenburg, der General der Pioniere und der Präsident des Bundes Deutscher Pioniere. Hervorgehoben werden muß der Besuch des für Museen zuständigen Vertreters des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, der Qualität und Zielrichtung unseres Museums hervorhob.

In Vorbereitung der Beteiligung unserer Kameradschaft an der 800-Jahr-Feier der Stadt entstand die Idee, eine Fahne zu schaffen. Durch sie sollte das Zusammenwachsen der Storkower Pioniere symbolhaft dargestellt und deutlich gemacht werden, dass in beiden Teilen unseres Vaterlandes deutsche Soldaten dienten. Links im roten Feld befand sich das Symbol der Pioniertruppe der NVA, rechts im weißen Feld das der Stadt Storkow und das der Pioniere der Bundeswehr, die Brücke, über beiden Symbolen das Eiserne Kreuz als Zeichen deutschen Soldatentums. Der Vorsitzende unserer Kameradschaft musste sich von amtlicher Seite mit Recht belehren lassen, dass er damit gegen den gültigen Traditionserlaß der Bundeswehr verstoßen hatte. Deswegen sehen sie jetzt in dieser Fahne an Stelle des NVA-Symbols das Symbol der Kurmärkischen Pionierkameradschaft, allerdings auch noch die „2“ als Erinnerung an das Pionierregiment 2. Der Traditionserlaß der Bundeswehr wurde 1982 vom damaligen Verteidigungsminister Apel erlassen, als noch niemand die zukünftigen Schicksale der deutschen Soldaten in Ost und West erahnen konnte. Diese Auseinandersetzung ist auch ein Zeichen dafür, daß es im Bereich von Tradition, Ehre und damit auch Menschenwürde noch einiges aufzuräumen gibt. Wir wollen auf unserer Ebene unseren Teil dazu beitragen. Im Umzug anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt Storkow hatte die Kameradschaft den Auftrag, den Übergang der Befehlsgewalt über die Truppenteile in Storkow im Jahr 1990 darzustellen. In diesem Bild führten wir auch diese Fahne, Fahrzeuge beider Armeen und modernes Gerät der Fernmeldetruppe mit. Natürlich marschierten wir etwas älteren Semester mit der jungen Mannschaft zusammen. Es war herzerwärmend die Freude und den Beifall der zuschauenden Storkower zu erleben. Das zeigte die Verbundenheit dieser Stadt mit ihren Soldaten.

 Wir sind glücklich, dass das Führungsunterstützungsbataillon 381 in unsere Fußstapfen getreten ist und wollen noch lange Jahre die Tradition der Pioniertruppe hier bewahren, aber auch für unsere jungen Soldaten heute, bei denen nicht mehr „der Friede der Ernstfall“ ist, jederzeit eintreten. Sie setzen heute Leben und Gesundheit für das Wohlergehen unseres Vaterlandes ein.

 



 

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